Friedensgruppe Lüdenscheid

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Zwangsarbeiterentschädigung auch Thema in Lüdenscheid


Auch Hochtief - nicht nur Banken und Versicherungen - sperrt sich gegen die Auszahlung der Mittel an die ehemaligen Zwangsarbeiter. Dieser Konzern sieht keine Rechtssicherheit in USA, weil ein Kläger in Revision gegangen ist. Somit wird die gesamte Zwangsarbeiterentschädigung weiter verzögert. Ausgerechnet die Banken - und ausgerechnet Hochtief! Hochtief war einer der brutalsten Sklavenhalter. Der Konzern ließ sich von der Gestapo das AEL - man kann auch KZ sagen - in Hunswinkel bereitstellen. Die Sklaven dort mußten besonders lange im Lager verweilen und wurden anschließend oft zugunsten von Hochtief weiter dienstverpflichtet, um den Staudamm Versetalsperre zu bauen. Zudem liehen Hochtief und Gestapo im Winter AEL-Häftlinge an die Stadt Lüdenscheid aus, um städtische Arbeiten zu verrichten (S. 147 von "KZ der Gestapo")

Matthias Wagner veröffentlicht in seinem Buch "Arbeit macht frei - Zwangsarbeit in Lüdenscheid 1939-1945" Fotos von der Schwerstarbeit an der Versetalsperren-Baustelle. Er schreibt auf Seite 92: "Ca. 5-6.000 Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche haben den Hunger, die Schwerstarbeit und die Brutalitäten des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel erdulden müssen, ca. 550 von ihnen mußten ihr Leben lassen."

Zu diesen Gräueln hat der Liedermacher Rüdiger Drallmeyer im Jahre 1990 ein Lied geschrieben, das er auf der Gedenkveranstaltung am 1. September 2002 vortrug.

Gabriele Lotfi schrieb in "KZ der Gestapo"-Arbeitserziehungslager (AEL) im Dritten Reich, 2000, DVA München): "Um weiter mit der Gestapo zu kooperieren, stellt Hochtief die Bedingungen, daß die Haftdauer in Hunswinkel auf mindestens drei Monate verlängert würde, damit die Gefangenen während der neuen Bausaison von Frühjahr bis Dezember 1941 nicht mehr so häufig wechselten. Ferner verlangte das Bauunternehmen, daß der Reichstreuhänder seine Zusage bekräftigte, Hochtief ,gebesserte AEL-Häftlinge' für den Aufbau einer Stammbelegschaft (am Bau der Versetalsperre - U. S.) zu überlassen." (S. 101)

"Deutsche und Ausländer arbeiteten in getrennten Kolonnen und wurden unter Bewachung in Fußmärschen aus dem Lager zu den Arbeitsstellen getrieben. Grundsätzlich mußten die Häftlinge in allen Arbeitserziehungslagern schwere Steinbruch-, Erd- und Tiefbauarbeiten verrichten. Es entsprach zum einen der ideologischen Überzeugung der Polizeiführer, daß sich Steinbrucharbeiten besonders gut zur ,Erziehung' ,arbeitsscheuer Elemente' eigneten .... In Hunswinkel arbeiteten die Gefangenen hauptsächlich in den Kalksteinbrüchen im Versetal. Mit Spitzhacken lösten sie Steine aus dem Fels und schaufelten sie in Feldbahnloren. Teilweise mußten die Felsbrocken mit bloßen Händen verladen werden. Die deutschen Stammarbeiter von Hochtief und dem Ruhrtalsperrenverein teilten den Gefangenen ihre Arbeit zu und überwachten sie. Gearbeitet wurde fast bei jedem Wetter." (S. 146)

"Nach der Zerstörung der Möhnetalsperre am 17. Mai 1943 sollte die Versetalsperre auf Anordnung Albert Speers beschleunigt fertiggestellt werden, um die Trinkwasserversorgung des Ruhrgebiets zu sichern. ... Gleichzeitig trat Hochtief erneut in Verhandlungen mit dem Landesarbeitsamt Westfalen, um zusätzliche Arbeitskräfte anzufordern. Das Landesarbeitsamt Westfalen machte jedoch sogleich deutlich, daß der angemeldete erhöhte Bedarf an Arbeitskräften ausschließlich mit ,Erziehungshäftlingen' befriedigt werden müsse." (S. 192)

"Die Wirtschaftspartner der Arbeitserziehungslager waren natürlich an der Erhaltung der minimalen Arbeitskraft der Häftlinge interessiert. Hochtief beschwerte sich mehrmals über die mangelnden Arbeitsleistungen der sowjetischen Häftlinge, die völlig unterernährt und geschwächt seien." (S. 197)


Presseerklärung

VVN-BdA verurteilt schmutziges Spiel der Großbanken gegen die Zwangsarbeiter

"Wenn jetzt nicht jede Firma, jede Verwaltung, jeder Betrieb, jede Bank, die mit dem NS-Verbrechen der Wirtschaft zu tun hatte, öffentlich von den Opferverbänden, den Gewerkschaften, der Arbeiterbewegung vorgeführt wird, um sie zu Zahlungen an die Zwangsarbeiter zu zwingen, dann wird sich nichts bewegen." Das erklärte VVN-BdA-Bundessprecher Ulrich Sander, der die Notwendigkeit, endlich die Auszahlungen die NS-Opfer zu beginnen betonte.

In diesem Sinne hat sich die VVN-BdA an die Gewerkschaften gewandt, um sie aufzufordern, Druck auf die Wirtschaft, vor allem die Banken auszuüben.Dabei sollte auch die Kommunalpolitik nicht außer Acht gelassen werden. Die Kommunen ließen sich vom Deutschen Städtetag berichten, der Bund habe ihre Zahlungen übernommen, und für die Glaubhaftmachung der Antragsberechtigung der überlebenden Opfer seien die Partnerorganisationen der Bundesstiftung und das Internationale Rote Kreuz, Suchdienst Arolsen, zuständig. Auch die Städte und Gemeinden müssen jedoch an der Hilfe für die Opfer teilnehmen, fordert die VVN-BdA, die vor Ort ihre Arbeit verstärken will, um die zahlungsunwilligen Firmen anzuprangern und die Nachweise für die Glaubhaftmachung zugunsten der Opfer zu erbringen.

Scharf ging der Sprecher der VVN-BdA mit den Großbanken ins Gericht, die sich besonders einer Lösung des Problems widersetzen.

Die drei größten deutschen Banken, die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank, sind schuld, daß es mit der Entschädigung der Zwangsarbeiter nicht vorankommt. Indem sie sich in das Stiftungswesen für die Zwangsarbeiter mit eingeschaltet haben und auch die Vermögens- und Arisierungsschäden aus dem 10 Milliarden Topf beglichen haben wollen, betrügen sie die Überlebenden der NS-Zwangsarbeit um ihr weniges Geld, das ihnen zusteht. Nachdem in USA die Entschädigungsklagen der Zwangsarbeiter abgewiesen wurden, soll jetzt mit den Zahlungen an sie gewartet werden, bis auch die Arisierungs- und Vermögensklagen abgewiesen sind, ein Themenbereich, der nichts mit der Zwangsarbeit zu tun hat. Die Banken, haben sich zu diesem Zweck mit nur 600 Millionen Mark an dem Entschädigungsfonds der deutschen Industrie beteiligt, und damit für vergleichbare Leistungen 1,9 Milliarden Mark weniger bezahlt als die Schweitzer Banken. Und die 600 Millionen Mark wurden von den Banken auch nur zugesagt und noch nicht beglichen - obgleich Dresdner wie Deutsche Bank als Finanziers der SS und Kreditgeber für den Bau der Vernichtungslager ungeheure Verbrechen begangen haben. Und sie haben exorbitant daran verdient.

Verantwortlich: Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA


Updated: Fri Jun 25 09:57:14 2004